2021 war in mancher Hinsicht kein sehr gutes Jahr für mich, aber hat auch einiges Gutes gebracht. Mit „Das Buch der Augen” habe ich dieses Jahr ein Buch veröffentlicht, auf das ich sehr stolz bin. Ich habe an zwei Phantast-Magazine mitgewirkt, es trotz allem geschafft, zuverlässig Patreon-Content zu liefern, und habe einen kleinen Beitrag zu einem sehr spannenden kollaborativen Schreibprojekt geleistet. Und, persönlicher: Ich habe mich verlobt.
Aber selbst Dinge machen ist nur ein kleiner Teil davon, ein Jahr gut zu nutzen. Wenn ich durch mein Buch-Journal blättere, erinnert mich das daran, dass 2021 auch von vielen schönen Erfahrungen geprägt war, die ich der Vorstellungskraft und harten Arbeit anderer Leute verdanke.
Und wie immer, wenn ich gute Bücher gelesen habe, möchte ich euch davon erzählen. Hier findet ihr meine Lieblingsbücher aus der ersten Jahreshälfte und das hier sind einige meiner Favoriten aus der zweiten Hälfte von 2021:
Talia Lavin: Culture Warlords
Talia Lavin hat für die Recherchen für dieses Buch diverse Online-Räume, in denen sich Rechtsextreme austauschen, infiltriert und schreibt hier unterhaltsam, aber auch eindringlich über ihre Erfahrungen. Ein erschreckender, aber auch wichtiger Einblick in Radikalisierung und ihre Kontexte. (Ein ganz ähnliches Buch mit einem stärkeren Fokus auf Europa ist übrigens „Radikalisierungsmaschinen“ von Julia Ebner)
Mary Robinette Kowal: Ghost Talkers
Historische Fantasy vor dem Hintergrund des Ersten Weltkriegs, in der nicht nur die fantastischen, sondern auch die historischen Elemente faszinieren.
Ausführliche Rezension auf Literatopia
Sarah Stoffers: Berlin – magische Knochen
Die Fortsetzung zu „Berlin – rostiges Herz“ eröffnet den Blick die Welt jenseits des steampunkigen Berlins der Zukunft. Überzeugende Figuren, eine Welt, in der es viel zu entdecken gibt, und Plotpunkte und Themen, die gekonnt gesetzt und wieder aufgegriffen werden, machen das Buch zu einem sehr runden Leseerlebnis.
Frank Herbert: Dune
Dune ist ein Epos, das sich mehr wie High Fantasy als wie Science-Fiction liest und in dem es eine Menge großer Ideen geht. Ich habe einige Kritikpunkte an dem Buch, aber bin froh, es gelesen zu haben, weil es aus gutem Grund ein Klassiker ist. Sehr interessant fand ich den Einsatz des mittlerweile sehr unüblichen allwissenden Erzählers.
Meine Rezension zu Buch und Film
Xiran Jay Zhao: Iron Widow
Radikal, brutal und farbenprächtig geht es in „Iron Widow“ zu, einem Roman, in der chinesische Geschichte auf Science-Fiction trifft. Hier nimmt es die Protagonistin mit einem frauenfeindlichen System auf und sieht dabei keinen Grund, rücksichtsvoller vorzugehen, als man es ihr gegenüber war.
Ausführliche Rezension auf Literatopia
Jay Kristoff: Empire of the Vampire
Jay Kristoff schreckt in diesem Buch nicht vor Klischees und Handlungs- oder Stilelementen, die stark an bestimmte andere Werke erinnern, zurück. Aber vielleicht weil sich das Buch so unentschuldigend freudig in seine bewährte, düster-opulente Ästhetik (in Sprache und Setting) lehnt und weil es einige schöne, dynamische Beziehungen zwischen den Figuren gibt, war „Empire of the Vampire“ ein Roman, den ich erst ironisch, aber dann sehr schnell aufrichtig genossen habe.
J.C. Vogt: Anarchie Deco
Historische Fantasy hat immer auch die Möglichkeit, nicht nur spannende Situationen zu schaffen, sondern auch im öffentlichen Bewusstsein weniger präsente Geschichte auszuleuchten. In Anarchie Deco sind das etwa die queere und die anarchistische Szene des Berlins der 20er.
Django Wexler: Hard Reboot
Diese Novelle über zwei junge Frauen – eine Wissenschaftlerin und einer Bastlerin auf einer aufgegebenen, vermüllten Erde der Zukunft – und riesige Roboter erzählt auf wenigen Seiten eine sehr runde Geschichte, die einfach richtig Spaß macht.
Gareth Hanrahan: The Shadow Saint
Es ist kein Geheimnis, dass ich seltsame, düstere Fantasy-Metropolen liebe, und Guerdon mit seinen eklig-faszinierenden alchemistischen Schöpfungen und dem Krieg der Gottheiten, der langsam auch auf die bisher neutrale Stadt übergreift, konnte mich bereits im ersten Band, „The Gutter Prayer“ überzeugen. „The Shadow Saint“ übertrifft seinen Vorgänger jedoch noch einmal in puncto Figurenzeichnung und schickt überraschend menschliche und sympathische Protagonist*innen durch die eindrucksvolle, chaotische Welt des Romans.
Ausführliche Rezension auf Literatopia
Steven Erikson: Deadhouse Gates
Ich habe mir vorgenommen, endlich „The Malazan Book of the Fallen“ (eine Serie aus zehn langen, komplexen Büchern) zu Ende zu lesen, da ich zuvor beim vierten Band hängen geblieben bin. Darum habe ich jetzt den zweiten Band noch mal gelesen – und bin sehr froh darüber, denn „Deadhouse Gates“ ist ein in vieler Hinsicht episches und bei aller geschilderten Gewalt und Trostlosigkeit auch ein sehr mitfühlendes Buch.
Honorable Mentions
Cassandra Khaw: Hammers on Bone
Kazuo Ishiguro: An Artist of the Floating World
Jeanette Walls: The Glass Castle
Eleanor Bardilac: Knochenblumen welken nicht
Keine Bücher, aber auch toll
2021 war definitiv ein gutes Medien-Jahr. Neben den Büchern, die ich in diesem Post erwähne, habe ich auch Zeit mit toller Musik, Serien und Youtube-Videos verbracht. Auf Youtube konnten mich wieder mal Abigail Thorne von Philosophy Tube (z.B. mit ihrem neuesten Video) und T.B. Skyen überzeugen.
Ich komme deutlich weniger dazu, Serien und Filme zu schauen als viele andere, aber ein paar Mal habe ich dieses Jahr doch die Zeit und Ruhe gefunden. Ich bin überrascht, dass es sich bei einigen meiner Favoriten um animierte Serien handelt, immerhin ist das ein Format, dass ich noch vor kurzem so gut wie gar nicht geschaut habe. Aber die vierte Staffel von „Castlevania“ hat mich mit ihrer Mischung aus Spannung und witzigen Figuren-Interaktionen überzeugen können, und wie so viele Zuschauende war ich von „Arcane“ beeindruckt. Hier erwachen Figuren und Schauplätze eindrucksvoll zum Leben und die Animation und das Design der Serie sehen nicht nur künstlerisch aus, sondern fangen auch auf spannende Weise die Subjektivität der Figuren ein.
Auch die „Dune“-Verfilmung hat mir gut gefallen. Ein toller Geschichten-Snack ist „Trese“ – in dieser Urban-Fantasy-Serie packen die Macher*innen eine Menge Story in sechs kurze Episoden und geben einen spannenden Einblick in die Sagenwelt der Philippinen. Darüber hinaus hatte ich auch Spaß an dem Webcomic „Covenant“ (auf Webtoon).