Ich habe seit 2015 für Literatopia, das Phantast-Magazin, meine Autorinnenseite und meinen mittlerweile gelöschten ersten Buchblog ein paar hundert Buchrezensionen geschrieben. Doch in den letzten Jahren habe ich in dieser Hinsicht weniger gemacht. Das tut mir ein wenig leid, denn Rezensionen sind eine Möglichkeit, Autor*innen – gerade denen, deren Bücher nicht in Buchläden ausliegen oder allgemein zu wenig Aufmerksamkeit bekommen – mehr Sichtbarkeit zu verschaffen.
Das Ausformulieren meiner Überlegungen darüber, welche Emotionen ein Buch in mir geweckt hat, was darin gut und was weniger gut funktioniert hat, hat mir auch geholfen, mich als Autorin weiterzuentwickeln und meine eigenen Reaktionen auf Literatur zu reflektieren. Und nicht zuletzt bin ich durch Literatopia und die Zusendung von Rezensionsexemplaren auf spannende Bücher aufmerksam geworden.
Allerdings nehme ich schon seit längerer Zeit nur noch sehr selten Rezensionsexemplare an. Denn es ist eine echte Erleichterung, ein Buch lesen zu können und nicht innerlich aufzustöhnen, wenn ich das Gefühl habe, dass ich nichts Interessantes dazu zu sagen habe – es gibt Bücher, zu denen keine ausgeprägte Meinung habe, und deren Rezension dementsprechend sehr nahe an einer bloßen Inhaltsangabe wäre. Manchmal berühren Bücher wichtige Themen, bei denen ich das Gefühl habe, dass ich sie in der Rezension ansprechen sollte, aber gleichzeitig weiß ich nicht genug über sie, um ihre Darstellung qualifiziert zu bewerten. Gelegentlich ist ein Buch auch nichts für mich. Ein Buch, das ich privat lese, kann ich dann einfach abbrechen, eines, das ich rezensieren soll, dagegen nicht.
Mir ist erst aufgefallen, dass mit dem Rezensieren jeden gelesenen Buchs auch ein gewisses Gefühl des Drucks einherging, als ich damit aufhörte. Es war nicht notwendigerweise ein unangenehmer Druck – er hat mich dazu bewegt, mehr Zeit mit Lesen zu verbringen, als ich es normalerweise getan hätte, und das ist angesichts der vielen Ablenkungen von Literatur, die es derzeit gibt, durchaus etwas Positives. Falls man also mehr und analytischer lesen und nebenbei Autor*innen unterstützen möchte, ist es wahrscheinlich keine schlechte Idee, sich vorzunehmen, jeden Monat eine bestimmte Anzahl von Rezensionen auf einer der vielen dafür zur Verfügung stehenden Plattformen hochzuladen.
Aber ich merke auch, dass es mir guttut, mich weniger mit Rezensionen unter Druck zu setzen. Ich rede jedoch nach wie vor gerne über Bücher, mache mir hin und wieder Notizen, was mir in gelesenen Büchern handwerklich aufgefallen ist, und überschütte Menschen online wie offline mit Leseempfehlungen, wenn ich den kleinsten Anlass dazu sehe. Und die langen, ausführlicheren Buchrezensionen für den Phantast schreibe ich nach wie vor sehr gerne.
Ich bin dazu übergegangen, zu notieren, welche Bücher ich noch lesen möchte, sie abzuhaken, und auch festzuhalten, wie viele Bücher ich in einem Monat gelesen habe. In dieser Form eine Rückschau auf den Monat zu haben, erinnert mich daran, dass nicht annähernd so viel Zeit ungenutzt verflogen ist, wie es mir manchmal im Rückblick erscheinen will, und es ist auch eine Motivation, mehr zu lesen. Außerdem helfen mir meine Notizen, mich besser an gelesene Bücher zu erinnern.
Lesen ist nach wie vor meine liebste Freizeitbeschäftigung, aber auch hier stellen sich manchmal Flauten ein, in denen diverse soziale Netzwerke leichter verfügbare Unterhaltung versprechen. Allerdings birgt auch das gelesene Bücher Zählen das seine eigenen Fallstricke, selbst, wenn es nicht mal öffentlich passiert: Die Dokumentation der gelesenen Bücher kann dazu verleiten, Bücher zu schnell zu lesen, um sie noch in diesen Monat, noch in dieses Jahr zu quetschen.
Ist es also die beste Methode, Bücher einfach zu genießen, und alle Gedanken dazu im eigenen Kopf und vielleicht im Gespräch mit Freunden und Familie zu lassen? Ich glaube, für mich ist eine Kombination aus allen drei hier vorgestellten Methoden ideal: Bücher rezensieren, wenn ich unbedingt mehr Leuten davon erzählen möchte. Immer bereit sein, mit begründeten Buchempfehlungen herauszuplatzen. Vermerken, was und wie viel ich lese, aber mir zunächst bescheidene Ziele setzen, die ich mit der Zeit erweitere, sodass ich mich nicht zu sehr unter Druck setze, schnell durch Bücher zu hetzen.